Der kleine Katechismus

von Dr. Martin Luther

Von der Beichte und vom Amt der Schlüssel

Von der Beichte und vom Amt der Schlüssel

Wie man die Einfältigen soll lehren beichten.

Was ist die Beichte?

Antwort: Die Beichte begreift zwei Stücke in sich: eins, dass man die Sünde bekenne; das andere, dass man die Absolution oder Vergebung vom Beichtvater empfange, als von Gott selbst, und ja nicht daran zweifle, sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor Gott im Himmel.

Welche Sünden soll man denn beichten?

Vor Gott soll man sich aller Sünden schuldig geben, auch die wir nicht erkennen, wie wir im Vaterunser tun; aber vor dem Beichtvater sollen wir allein die Sünden bekennen, die wir wissen und fühlen im Herzen.

Welche sind die?

Da siehe deinen Stand an nach den zehn Geboten, ob du Vater, Mutter, Sohn, Tochter, Herr, Frau, Knecht seiest; ob du ungehorsam, untreu, unfleißig gewesen seiest; ob du jemand leid getan habest mit Worten oder Werken; ob du gestohlen, versäumet, verwahrloset, Schaden getan habest.

Lieber, stelle mir eine kurze Weise zu beichten!

So sollst du zum Beichtvater sprechen:

Würdiger lieber Herr, ich bitte Euch, wollet meine Beichte hören und mir die Vergebung sprechen um Gottes willen.

Sage an!

Ich armer Sünder bekenne mich vor Gott aller Sünden schuldig; besonders bekenne ich vor Euch, dass ich ein Knecht, Magd usw. bin. Aber ich diene leider untreulich meinem Herrn; denn da und da habe ich nicht getan, was sie mich hießen, habe sie erzürnet und zu fluchen beweget, habe versäumet und Schaden lassen geschehen, bin auch in Worten und Werken schamlos gewesen, habe mit meinesgleichen gezürnet, wider meine Frau gemurret und gefluchet usw. Das alles ist mir leid und bitte um Gnade; ich will mich bessern.

Ein Herr oder Frau sage also:

Besonders bekenne ich vor Euch, dass ich mein Kind und Mitarbeiter, Frau, nicht treulich erzogen habe zu Gottes Ehren. Ich habe geflucht, böse Exempel mit unzüchtigen Worten und Werken gegeben, meinem Nachbar Schaden getan und übel nachgeredet, zu teuer verkauft, falsche und nicht ganze Ware gegeben.

[Und was er mehr gegen die Gebote Gottes und seinen Stand getan usw]

Wenn aber jemand sich nicht befindet beschweret mit solcher oder größern Sünde, der soll nicht sorgen oder weiter Sünde suchen noch erdichten und damit eine Marter aus der Beichte machen, sondern erzähle eine oder zwei, die du weißest, also: Besonders bekenne ich, dass ich einmal geflucht, ebenso, einmal unhübsch mit Worten gewesen, einmal dies N. versäumet habe usw. Also lass es genug sein.

Weißest du aber gar keine (welches doch nicht wohl möglich sein sollte), so sage auch keine besonders, sondern nimm die Vergebung auf die allgemeine Beichte, so du vor Gott tust gegen den Beichtvater.

Darauf soll der Beichtvater sagen:

Gott sei dir gnädig und stärke deinen Glauben! Amen.

Weiter:

Glaubest du auch, dass meine Vergebung Gottes Vergebung sei?

Ja, lieber Herr.

Darauf spreche er:

Wie du glaubest, so geschehe dir. Und ich, aus dem Befehl unsers Herrn Jesu Christi, vergebe dir deine Sünde im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Gehe hin in Frieden.

Welche aber große Beschwerung des Gewissens haben oder betrübt und angefochten sind, die wird ein Beichtvater wohl wissen mit mehr Sprüchen zu trösten und zum Glauben zu reizen. Das soll allein eine allgemeine Weise der Beichte sein für die Einfältigen.

Was ist das Amt der Schlüssel?

Antwort: Das Amt der Schlüssel ist die besondere Kirchengewalt, die Christus seiner Kirche auf Erden hat gegeben, den bußfertigen Sündern die Sünde zu vergeben, den Unbußfertigen aber die Sünde zu behalten, solange sie nicht Buße tun.

Wo steht das geschrieben?

Antwort: So schreibt der heilige Evangelist Johannes im 20. Kapitel: Der Herr Jesus blies seine Jünger an und sprach zu ihnen: „Nehmet hin den Heiligen Geist! Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“

Was glaubst du bei diesen Worten?

Antwort: Ich glaube, was die berufenen Diener Christi aus seinem göttlichen Befehl mit uns handeln, besonders wenn sie die öffentlichen und unbußfertigen Sünder von der christliche Gemein(d)e ausschließen und die, so ihre Sünde bereuen und sich bessern wollen, wiederum entbinden: dass es also kräftig und gewiss sei, auch im Himmel, als handelte es unser lieber Herr Christus mit uns selber.